Caroline Schmidt ist Dating- und Beziehungscoachin. Sie begleitet ihre Klientinnen auf dem Weg zu echter Selbstbindung und zu Beziehungen, die nicht aus Mangel, sondern aus Fülle entstehen. Caroline arbeitet psychologisch fundiert, körperorientiert und energetisch klar. In ihren Coachings arbeitet sie mit dir daran, was dich in der Liebe zurückhält: Selbstzweifel, Verlustangst, Bindungsangst, wiederkehrende Dynamiken. Im FAIL IN LOVE NIGHTS Interview gibt sie dir erste Tipps, wie du in der Dating-Phase den Grundstein legst für deine zukünftig glückliche Partnerschaft.
Viele Menschen, die gerade auf der Partner:innensuche sind, fragen sich, warum gerate ich immer wieder an die Falschen? Was ziehe ich (unbewusst) an und was kann ich verändern? Warum ist das so und was rätst du den Dating-Willigen?
Wir daten nicht nur mit unserem heutigen Ich, sondern auch mit all den unaufgeräumten Erfahrungen aus unserer Vergangenheit. Wenn ich zum Beispiel als Kind gelernt habe, Liebe gäbe es nur, wenn ich mich anpasse, stark bin oder niemandem zur Last falle, dann wirkt dieses unsichtbare Drehbuch auch heute noch. Ich werde mich – oft wie ferngesteuert – zu Menschen hingezogen fühlen, bei denen ich mich beweisen muss oder deren Zuneigung ich erarbeiten muss. Das fühlt sich manchmal sogar wie „magische Anziehung“ an, ist aber schlicht Wiederholung alter Muster.
Die gute Nachricht: Muster sind keine Naturgesetze. Wir können sie erkennen, hinterfragen und Schritt für Schritt verändern. Das fängt damit an, dass wir nicht nur auf die berühmten „Schmetterlinge im Bauch“ hören, denn die sind oft ein Cocktail aus Adrenalin, Unsicherheit und alten Triggern. Stattdessen dürfen wir darauf achten, wie sicher, ruhig und echt wir uns mit jemandem fühlen. Mein Rat ist, mach vor dem Dating einen ehrlichen Selbst-Check. Frage dich: Suche ich jemanden, der meine Lücken füllt oder jemanden, mit dem ich wachsen kann? Das macht einen gewaltigen Unterschied.
Die erste Kennlernphase bildet den Grundstein für eine gelungene Beziehung. Was sollte ich wie und wann ansprechen?
Am Anfang ist Dating wie eine Tanzfläche. Man spürt den Rhythmus, findet heraus, ob man denselben Groove hat, und probiert ein paar Schritte aus. In dieser ersten Phase, sagen wir, den ersten zwei bis drei Dates, geht es darum, den Menschen wirklich zu erleben, nicht seinen Lebenslauf abzuarbeiten.
Sobald sich abzeichnet, dass es für dich ernster werden könnte, lohnt es sich, die „Herzens-Logistik“ anzusprechen: Werte, Lebensziele, Vorstellungen von Partnerschaft. Aber bitte nicht wie ein Bewerbungsgespräch, sondern eingebettet in echte, lebendige Gespräche. Zum Beispiel bei einem Spaziergang fragen: „Was bedeutet für dich eine gute Beziehung?“ oder „Was war das Schönste, das dir mal in einer Partnerschaft passiert ist?“ So erfährst du viel mehr als durch eine Checkliste und gleichzeitig merkst du, ob ihr in dieselbe Richtung denkt.
Woran erkenne ich, ob es jemand ernst meint?
Ernsthaftigkeit erkennst du nicht an großen Gesten in den ersten Wochen, sondern an Beständigkeit. Jemand, der es ernst meint, zeigt sich klar und verlässlich. Er oder sie macht Platz für dich im Leben, nicht nur in der Freizeit. Es gibt keine Spielchen, kein „Hot & Cold“-Verhalten, kein wochenlanges Abtauchen mit kryptischen Ausreden. Ganz praktisch heißt das: Die Person möchte dich regelmäßig sehen, sie erinnert sich an Dinge, die du erzählt hast, sie interessiert sich für dein Leben, nicht nur für eure gemeinsamen Abende. Und wenn Konflikte auftauchen – was normal ist – gibt es Bereitschaft, sie zu klären, statt einfach zu verschwinden.
Dating wird häufig als belastend erlebt und holt viele Ängste hoch. Die Angst, zu früh zu viel zu wollen – oder zu spät Grenzen zu setzen, ist stark verbreitet. Wie können Menschen auf der Partner:innensuche mit solchen Ängsten besser umgehen?
Ich vergleiche das gern mit Kochen: Wenn ich ständig Angst habe, zu früh zu salzen oder zu spät zu würzen, endet das Gericht oft fad. Beim Dating ist es ähnlich. Wer seine eigenen Werte, Bedürfnisse und Grenzen kennt, kann sie gelassen einbringen, ohne das Gefühl, zu fordern oder sich anzubiedern. Dazu gehört auch, die Vorstellung loszulassen, man könne alles „richtig timen“. Authentizität schlägt Strategie. Wenn du jemanden triffst, der zu dir passt, wird er nicht flüchten, nur weil du sagst, dass du dir eine verbindliche Beziehung wünschst. Und wenn er deswegen geht, dann ist das ein Geschenk. Denn nichts kostet mehr Zeit als monatelanges Hoffen auf jemanden, der gar nicht dieselben Ziele hat.
Wer viele Verabredungen hat, erlebt auch rein statistisch gesehen nicht nur Zuspruch, sondern auch Ablehnung. Was rätst du deinen Klientinnen, um besser mit Rückschlägen klar zu kommen?
Ablehnung ist keine objektive Aussage über deinen Wert, sondern einfach das „Nein“ eines Menschen zu einer bestimmten Version von dir in einem bestimmten Moment. Das kann mit dir zu tun haben, muss es aber oft gar nicht. Ich ermutige meine Klient:innen, Dating nicht als Bewerbungsprozess zu sehen, bei dem man bestehen oder durchfallen kann, sondern als Erfahrungsreise. Jede Begegnung ist ein Mini-Workshop in Kommunikation, Selbstwahrnehmung und Klarheit. Wenn du so denkst, nimmt dir ein „Nein“ nichts weg. Es bringt dich sogar näher zu deinem „Ja“.
Wie und wo begegnet man überhaupt Menschen mit echter Beziehungsabsicht?
Kurz gesagt: Überall dort, wo Menschen hingehen, um etwas aufzubauen und nicht nur, um Zeit totzuschlagen. Das kann ein Ehrenamt sein, ein Buchclub, ein Sportkurs oder auch eine berufliche Weiterbildung. Und ja, Online-Dating kann funktionieren, aber dann auf Plattformen, auf denen man Absichten klar formulieren kann. Der entscheidende Punkt ist weniger der Ort als deine innere Haltung. Wenn du weißt, was du willst, wirst du automatisch anders filtern, Fragen anders stellen und schneller merken, wer auf deiner Wellenlänge ist.
Du hilfst deinen Klientinnen dabei, „Tiefe ins Dating“ zu bringen. Wie funktioniert das?
Tiefe entsteht nicht durch drei Stunden Therapiegespräch beim ersten Date. Das ist oft eher Überforderung. Tiefe entsteht, wenn ich mich authentisch zeige und dem anderen die Möglichkeit gebe, das auch zu tun. Das bedeutet Mut zu echten Fragen wie „Was bedeutet für dich Nähe?“ statt „Was sind deine Hobbys?“. Mut, eigene Werte zu teilen, und vor allem echtes Zuhören. Tiefe entsteht, wenn wir den anderen nicht nur als potenziellen Partner sehen, sondern als ganzen Menschen mit seiner Geschichte, seinen Hoffnungen, seinen Ängsten.
Was braucht es, damit eine Beziehung auch langfristig gelingt?
Ich vergleiche Beziehungen gern mit einem Garten: Dieser braucht Sonne, also Zuneigung, Wasser, also Aufmerksamkeit und ab und zu Jäten. Damit meine ich Konfliktklärung. Aber vor allem braucht er Gärtner:innen, die Lust haben, ihn gemeinsam zu pflegen. Langfristig funktioniert eine Beziehung, wenn beide bereit sind, immer wieder hinzuschauen. Wo stehen wir? Was brauchen wir? Wo haben wir uns verloren und wie finden wir uns wieder? Dazu gehören offene Kommunikation, die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, und, nicht zu unterschätzen, Humor. Denn wer miteinander lachen kann, übersteht nicht nur den Alltag leichter, sondern auch die stürmischen Phasen.
Vielen Dank, Caroline!
Mehr über Caroline Schmidt findest du hier: https://caroline-schmidt.de
