Lena Breuer, Impro Köln: „Das macht es halt so viel echter“

Lena Breuer ist die Gründerin von ImproKöln. Im Interview mit den FAIL IN LOVE NIGHTS erzählt sie, was Improvisationstheater ist, warum sich diese Kunstform für Lena besonders „echt“ anfühlt und was Amerika damit zu tun hat, dass sie ein eigenes Theaterhaus in Köln eröffnet hat.


Was ist denn eigentlich Improtheater?

Ich nenne Improtheater immer Szenen aus dem Moment. Also wir improvisieren ganze Theaterabende und das in jeder Form. Also es kann sehr schnelle Comedy sein, es kann aber auch eine abendfüllende Geschichte sein, die vielleicht gar nicht nur lustig ist. Es kann was mit Musik sein. Also Improtheater ist genauso bunt wie jede andere Theaterkunstform auch, nur eben der einzige, was es zum Improtheater macht, ist, dass wir kein Skript haben. Das heißt, wir gehen auf die Bühne und das, was auf der Bühne passiert, entsteht in genau diesem Moment.


Und wann und warum hast du Impro Köln gegründet?

Improtheater in Deutschland ist stark in der Laienszene verankert. Das war mit ein Grund, warum ich Impro Köln gegründet habe. Ich komme eigentlich aus dem klassischen Theater und habe dann irgendwann gedacht, Schauspiel ist nichts für mich und habe Journalistik studiert. Etwas später habe ich Impro als Hobby entdeckt und schnell gemerkt, dass es das war, was mir im klassischen Theater immer gefehlt hatte. Denn auf klassischen Schauspielschulen wird Impro immer nur als Warmup Übung gemacht, aber eben nicht als eigene Kunstform unterrichtet. Gleichzeitig gibt es aber eine sehr gut vernetzte Improtheaterszene, wo viele Workshops angeboten werden. Davon habe ich schließlich ganz viele gemacht und bin dann auch nach Amerika gegangen für eine echte Ausbildung im Improtheater.

In Amerika gibt es ganze Theater, in denen nur Impro-Comedy stattfindet. Ganz anders als hier in Europa, in Deutschland, ist Impro in den USA einfach mega angesehen. Es gibt ganz viele Stars, die vom Impro kommen.

Zurück in Deutschland habe ich 2019 den ersten Schritt zur Gründung von Impro Köln gemacht mit der Vision im Kopf: Ich möchte einen Ort und eine Marke für professionelles Improvisationstheater sein. Nach einer Pause wegen Corona startete ich 2022 neu, und heute haben wir ein eigenes Improtheaterhaus. Ich würde mir wünschen, dass die Leute irgendwann mal wie in Amerika ganz selbstverständlich sagen: Wir gehen ins STUDIO A zum Impro, weil wir wissen, Impro macht Spaß!


Ich könnte jetzt kritisch sagen, Improtheater kommt so profan her. Du hast auch am Anfang selbst gesagt: „Ja, also ist halt wie Theater, nur improvisiert.“ Was macht denn für dich das besondere aus?

Ich liebe es. Also wenn es beim Improtheater gut läuft, dann sind alle Beteiligten – und damit meine ich das Dreieck aus mir, meiner Szenenpartnerin oder meinem Szenenpartner und dem Publikum – diese drei Beteiligten in so einem Flow. Dann sieht es nicht nur echt aus was wir spielen, sondern es fühlt sich auch echt an in dem Moment, weil es einfach auch echt ist in dem Moment. Weil wir aufeinander zugehen und in echt gemeinsam diese Geschichte entdecken. Wenn ich z.B. ein geskriptetes Theaterstück habe, dann weiß ich vorab schon, mein Charakter verliebt sich in deinen Charakter. Und dann ist meine Schauspielarbeit es zu schaffen, das so echt wie möglich darzustellen. Beim Impro weiß ich ja gar nicht, ob ich mich in dich verlieben werde. Ich weiß es vorher nicht. Das heißt, ich stehe tatsächlich auf der Bühne und mein Charakter stellt im gleichen Moment wie ich, Lena, die Schauspielerin, vielleicht irgendwann im Laufe der Szene fest – da ist was, da ist Liebe, ich fühle was! Und das macht es halt so viel echter. Das finde ich total faszinierend. Das schafft so eine wahnsinnig tolle Verbindung zum Publikum, die ich mit klassischem Schauspiel nie gefühlt habe.


Und die Spontanität, welche Rolle spielt die für dich?

Also wir machen spontanes Theater, das heißt, wir sind natürlich spontan. Die Leute fragen häufig, was probt ihr denn dann, wenn es, improvisiert ist? Ich vergleiche unsere Proben immer gerne mit Fußball. Ich habe früher viel Fußball gespielt. Beim Fußball trainierst du das Fußballspielen, aber du trainierst ja nie das eine Spiel, was vor dir liegt. Das kannst du ja gar nicht trainieren.


Schöner Vergleich.

Das heißt, was macht man im Training beim Fußballtraining? Man trainiert seine Muskeln, man trainiert die Ausdauer, man trainiert aber auch Technik, man trainiert das miteinander spielen. Also all diese Dinge. Und das machen wir beim Improtheater auch. Natürlich sind wir spontan, aber am Ende sind wir gut vorbereitet auf die Spontanität.


Wer macht denn Impro Theater? Wer kommt hierher? Für wen ist das interessant?

Es kommen tatsächlich ganz, ganz unterschiedliche Menschen. Es gibt so Leute, die Impro als Selbsterfahrungstool nehmen, also die das machen möchten, weil sie spontaner und schlagfertiger werden möchten, weil sie mal raus wollen aus ihrer Komfortzone. Davon haben wir viele und es ist auch immer schön zu sehen, was bei den Leuten passiert. Dann gibt es so Impro-Nerds, die einfach die Kunstform lieben. Es gibt die Menschen, die einfach Bock auf Spaß haben, also witzige Sachen mögen, die zu uns kommen. Und dann haben wir noch viele Leute, die einfach gerne auf die Bühne möchten.


Wieso sollte ich denn Improtheater machen?

Ich glaube, wenn alle Menschen auf dieser Welt Improtheater machen würden, dann wäre die Welt ein besserer Ort.


Warum?

Eine der Grundregeln beim Improvisationstheater ist es, „ja“ zu sagen. Das heißt es nicht immer wortwörtlich, aber es bedeutet, mit einer positiven Grundhaltung an den Impuls, an die Idee meines Partners ran zu gehen. Also du gibst mir ein bisschen was, ich gebe was dazu und so weiter. Das führt dazu, dass wir miteinander etwas kreieren, was wir alleine gar nicht geschaffen hätten. Das kann man sehr gut übertragen auf ganz viele andere Dinge im Leben und das ist was, was einfach eine Lebenseinstellung werden kann, die ich sehr schön finde. Und ansonsten macht es auch einfach Spaß zu spielen.

Wir Erwachsene sagen immer, dass Spielen für Kinder total wichtig ist und dass auch Rollenspiele aktiv bei Kindern gefördert werden sollen. Aber dann hört man in einem gewissen Alter einfach auf damit und das ist total bescheuert. Weil es macht einen Riesenspaß, einfach nur witzige Spiele zu spielen. Ich erlebe es immer wieder, dass die Leute hier nach einem langen Arbeitstag K.O. reinkommen und nach zwei Stunden entspannt hier wieder rausgehen, weil sie eine gute Zeit hatten.


Wie kann ich denn bei euch einsteigen?

Wir bieten die Improbasic A bis D und Bühnenkurse an. Für Leute, die einsteigen wollen, empfiehlt sich der Improbasic A – Kurs, weil das der Ort ist, wo man gemeinsam als Gruppe anfängt die Techniken der Improvisation zu lernen.

Darüber hinaus bieten wir Schnupperkurse an, in denen man innerhalb von zweieinhalb Stunden einfach mal den Eindruck davon bekommt, was wir hier überhaupt genau machen. Und ich empfehle auch tatsächlich zu einer Show zu kommen, um Improtheater kennen zu lernen. 


Wo und wann finden die Shows statt?

Im STUDIO A gibt es in der Regel jeden Samstag eine Show, immer um 20 Uhr in unserer – immer noch ja halbwegs neuen – Location an der Aachener Straße 65 in Köln.
Hin und wieder gibt es auch freitags und sonntags Shows.

Weitere Informationen über ImproKöln gibt es unter: https://improkoeln.de 

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