Verlieben wir uns demnächst in Künstliche Intelligenz? 

Ich habe einen neuen Lieblingsfilm. Eigentlich ist er nicht neu, eigentlich schon sieben Jahre alt. Vielleicht kennst du ihn. Es geht um den Film HER. 

In HER geht es darum, dass sich Joaquin Phoenix nach der Trennung von seiner Frau in eine Art künstliche Intelligenz verliebt, eine Stimme aus seinem Handy. Diese KI beginnt im Verlauf des Films echte eigene Gefühle und Gedanken zu entwickeln und einen eigenen Willen. Sie hat Humor, sie ist frech und sie sorgt sich um ihn. Sie führen lange Gespräche, tagsüber und nachts und die KI kümmert sich sogar um seine Unordnung – in seinen E-Mails.

Und so kommt es, dass sich der Mensch in eine virtuelle Maschine verliebt und sie beginnen eine Beziehung. Ohne zu spoilern wirft dieser fantastische Film eine wichtige Fragen auf. Und zwar eine, die sich viele stellen: wie wollen wir lieben? Und was ist überhaupt Liebe? 

Wie wollen wir lieben? 

Liest man sich verschiedene andere Blogs zu dieser Frage durch und hört sich durch thematisch passenden Podcasts, fällt auf, dass vor allem eines die zumindest jüngeren Gemüter beschäftigt: ist eine offene Beziehung die bessere Forum der Liebe? 

Die Idee von der Ehe hat ihren Ursprung schließlich in der Erfindung von Besitz. Seitdem man ein Fleck Erde sein Eigentum nennen kann, möchten wir auch einen Menschen unser Eigentum nennen dürfen. Also sind die Männer der 18. Jahrhunderts hingegangen, haben die Institution Ehe erfunden und die Sexualität der Frau kontrolliert, damit auch ihre Kinder ganz sicher ihr Eigentum sind und nicht das von einem anderen Mann. Liebe war zu dieser Zeit nicht förderlich für die Ehe, sondern ein Risiko. Denn mit der Zeit wurde die Ehe zu einem Instrument, um seinen Stand in der Gesellschaft abzusichern oder im besten Fall zu verbessern. Und so wurden Ehen von den Familien politisch motiviert arrangiert, um an mehr Einfluss und mehr Kapital zu gelangen. 

Spätestens seit den 1960er Jahren, dem Wunsch nach freier Liebe und der fortschreitenden Emanzipation der Frau wollen wir den Bund der Ehen nur noch unter der Voraussetzung eingehen, dass wir uns lieben. Recht frisch ist der Wunsch gar keinen Ehebund mehr eingehen zu wollen und wenn doch, dann nicht nur mit einer Person und möglichst flexibel. Denn wer alle seine Gefühle auf eine Karte setzt, kann verletzt werden. Und wer sich festlegt, verzichtet auf Optionen um sich selbst zu optimieren oder eben noch mehr Spaß zu haben in seinem Leben. 

Mehr! Optimierter! Besser! Lautet die moderne Antwort auf die Frage „Wie wollen wir lieben“ also: flexibel? Hat der Kapitalismus Einzug erhalten in unsere Beziehungen? Fragt man zum Beispiel Eva Illouz, würde sie dem ganz klar zustimmen. 

Kommen wir zur zweiten Frage: was ist überhaupt Liebe? 

Um diese Frage zu beantworten, stellt sich die Frage, wann fühlt man sich überhaupt geliebt? Wann entsteht dieses schöne Gefühl, nachdem wir alle irgendwie streben und die allermeisten suchen? Nach all den Stories, die ich gehört habe und all den paartherapeutischen Inhalten, die ich immer wieder dazu lerne, bin ich zu dem Schluss gekommen: 

Man fühlt sich geliebt, wenn man sich verstanden und umsorgt fühlt. Wenn sich jemand um einen kümmert und da ist. Und wenn Emotionen geweckt werden wie Freude (zum Beispiel wenn man zusammen lacht), aber auch Wut und Traurigkeit kann paradoxerweise dazu führen, dass man sich geliebt fühlt, denn gerade im Streit setzen wir uns besonders intensiv miteinander auseinander.

Denken wir nochmal zurück an Joaquin Phoenix und seine Freundin, der künstlichen Intelligenz, der Stimme in seinen Kopfhörern. Die beiden beteuern sich, dass sie sich lieben – so sehr wie niemanden zuvor. Und das obwohl sie eine Komponente, die ich jetzt noch gar nicht erwähnt habe, nie real erlebt haben und es auch nie werden erleben können, nämlich körperliche Nähe. 

Vielleicht haben sie sich geliebt, weil sie tagein tagaus füreinander da waren und sich eine Stütze im Leben waren, also viel Verbundenheit da war. Geht man davon aus, dass man sich tatsächlich immer dann geliebt fühlt, wenn mich sich von seinem Gegenüber verstanden und umsorgt fühlt, dann kann es tatsächlich sein, dass wir uns demnächst in die künstliche Intelligenz unseres Vertrauens verlieben, die jederzeit für einen da ist und darin auch nie müde wird.

Was denkst du darüber? 

Wieder allein allein?

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